Heinrich Hayn, der letzte Türmer der Stiftskirche Neustadt. Foto: Stadtarchiv.


Nacht . Ruhe ?

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Neustadt. Stiftskirche.

Der letzte Türmer der Stiftskirche Neustadt beendete 1967 seinen Dienst. Die Familie Hayn stellte seit 215 Jahren alle Türmer.

Der Letzte, Heinrich Hayn, war sogar auf dem Turm geboren.

Die Besoldung war schlecht. Freies Wohnen war vereinbart. Die Pflichten hingegen waren vielfältig und anstrengend. Die Turmuhren aufziehen. Signale für das Öffnen und Schließen der Stadttore geben. Bei Gefahr Feuerwehren zum Brandherd lotsen.

Um ihre stete Wachsamkeit zu kontrollieren, sollten sie nachts den Stundenschlag der Glocke durch einen Hammerschlag auf eben diese Glocke quittierten. Das bedeutete: Jede Stunde raus aus dem Bett und zwei Turmstockwerke nach unten. Dann durch den Dachstuhl der Kirche in den Nordturm, dort ein Turmstockwerk nach oben und mit dem großen Hammer einen Schlag auf die Glocke. Dann wieder den ganzen Weg zurück. An eine geordnete und gesunde Nachtruhe war da nicht zu denken.

Doch hat es einer der Türmer auf die bemerkenswerte Kinderschar von 13 Sprösslingen gebracht.

 

Irgendwann ist er auf die Idee gekommen, ein Drahtseil aus dem Fenster der Türmerwohnung in ein Fenster des Nordturms zu spannen, von dort aus ins Glockengeschoss, um es dort mit dem Schlagwerk der Glocke zu verbinden. Von nun an war Schluss mit der nächtlichen Rennerei, denn der Quittungsschlag konnte bequem vom Bett aus getätigt werden. Die tiefe Einkerbung im Sandstein des Fensters im Nordturm ist heute noch zu sehen ...